"Zwei Jahrzehnte" von Lady Natalia

Zwei Jahrzehnte hatte er ihr nun gedient. Ja, es war eine schöne Zeit. Sie war seinerzeit eine großartige Herrin. Schön, stolz, erfahren und konsequent. Es war eine Ehre ihr zu dienen. Doch nun konnte sie ihn nicht mehr überzeugen. Ihre Schönheit war verblaßt und der Herzanfall vor einiger Zeit hatte sie stark altern lassen. Nein, sie war nicht mehr die stolze Herrscherin von einst ...

Sie konnte ihn nicht mehr schützen, nicht mehr führen, nicht mehr züchtigen. Ihre Schlaghand hatte die Kraft verloren wie die Haare den Glanz. Es wurde Zeit, sich etwas anderes zu suchen. Die Entscheidung war gefallen. Es war die einzig richtige. Er brauchte eine starke Herrin.

Müde nimmt er seine Tasche und geht auf die Wohnungstür zu. Sorgsam legt er seinen Halsreif auf die Kommode im Gang. Ihre Schuhe, die orthopädische Halbschuhe, die sie seit letztem Jahr trägt, stehen unordentlich daneben. Jahrelange Routine läßt ihn niederknien und sie richten. Ein letzter Handgriff. Ein letzter Dienst.

Automatisch streicht seine Hand noch einmal über das Leder. Er sollte jetzt aufstehen und gehen.

Sie sitzt ruhig im Wohnzimmer. Er würde sie verlassen, das war ihr klar. Sie war erfahren genug um zu wissen, daß er mehr brauchte, als sie ihm geben konnte. Sie hatte gespürt, wie der Gedanke bei ihm aufkam, wie er reifte. Und sie wußte, sie würde ihn gehen lassen. Heute Morgen lag der Schlüssel für den Reif nicht mehr an seinem Platz. Da wußte sie, es war soweit.

Sie lauscht auf die Schritte im Gang. Ein Gegenstand wird abgelegt. Angespannt wartet sie auf das Klicken der Haustür. 20 Jahre laufen in ihrem Geiste ab. Und doch ist dies der schwerste Augenblick von allen. Es war seine Entscheidung. Und sie würde die Stärke aufbringen, sie zu akzeptieren. Doch das Warten zerrt an ihren Nerven. - Wie oft hatte sie ihn warten lassen?

Minuten fließen dahin. Wann schließt sich endlich die Tür?

Mühsam sammelt sie sich und steht auf. Aus tränennassen Augen, die Schuhe an sich gepresst, schaut er sie an, als sie im Gang erscheint. Schwer liegt ihr Blick auf ihm. Sekunden ziehen sich dahin. Endlich tritt sie auf ihn zu und beugt sich herunter. Ein verstehendes Lächeln spiegelt sich ihn ihren Zügen.

"Komm!" sagt sie leise und beginnt ganz ruhig seinen Kopf zu streicheln, als er jäh aufschluchzend in ihrem Schoß versinkt.

(c) Lady Natalia

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