Daemonika Nightfire: Second Life - Zwischen Regeln und Realitaet

Daemonika hat mir gestern diesen Beitrag geschickt, den ich sehr interessant finde und daher veröffentliche. Hier an dieser Stelle möchte ich ihr einen großen Dank aussprechen, für all die Beiträge, Tipps und für das Skripten so mancher Ideen von mir. Die gesamten Beträge von Daemonika findet ihr gesammelt HIER.
 
Daemonika Nightfire fotografiert von Uli Jansma
 
Second Life - Zwischen Regeln und Realität
 
In diesem Beitrag beleuchte ich die alltäglichen Regeln in Second Life – von Flugverboten über fixe Landepunkte bis hin zu Script-Limits. Welche dieser Regeln fördern das virtuelle Miteinander, und welche stehen dem Spielspaß im Weg?

● Zwischen Vorschrift und Willkür

An erster Stelle stehen natürlich die Community Standards und die Terms of Service. Darüber lässt sich nicht diskutieren – sie sind verbindlich. Doch es geht mir hier nicht um die offiziellen Regeln, sondern um die individuellen Vorschriften, die man als Nutzer in Second Life immer wieder antrifft – Regeln, die nicht selten mehr schaden als nutzen.

● Flugverbot – ernsthaft?

Ein persönlicher "Favorit" unter diesen Regeln ist für mich das Flugverbot. Diese Vorschrift, dass man nicht fliegen darf, erschließt sich mir überhaupt nicht – zumindest nicht außerhalb von Rollenspielregionen. Besonders frustrierend empfinde ich es, wenn man eine große Shopping-Event-Location besucht und sich dann mühsam zu Fuß durch eine überfüllte und träge ladende Region bewegen muss. In solchen Momenten frage ich mich wirklich, welchem Zweck dieses Verbot dienen soll.

● Fixe Landepunkte und das Wegschieben

Ein weiteres Thema auf meiner Liste sind fixe Landepunkte, die individuelles Teleportieren unmöglich machen. Grundsätzlich kann ich nachvollziehen, dass man auf viel besuchten Parzellen einen festen Landepunkt einrichtet – besonders dann, wenn sich die Umgebung stark verändert hat und man vermeiden möchte, dass Besucher irgendwo im Nirgendwo landen.

Wenn ein solcher fixer Teleportpunkt temporär eingerichtet wird, um Besucher an neue Gegebenheiten zu gewöhnen, halte ich das für sinnvoll. Doch als dauerhafter Zustand empfinde ich diese Regelung eher als Einschränkung – vor allem, wenn man einen bestimmten Ort auf der Region direkt ansteuern möchte und stattdessen gezwungen ist, weite Strecken zu laufen oder zu suchen.

Noch absurder wird es, wenn solche fixen Landepunkte zusätzlich mit Wegschiebe-Tools ausgestattet sind, damit sich Avatare nicht stapeln. Es ist doch paradox: Man zwingt alle, an exakt einem Punkt zu landen, nur um sie im nächsten Moment – sei es durch verbale Hinweise oder durch physikalische Hilfsmittel – wieder von dort zu vertreiben. Diese Praxis wirkt auf mich widersprüchlich und unnötig kompliziert.

Wer eine ganze Region besitzt, kann auf fixe Landepunkte mit Wegschiebe-Tools komplett verzichten – denn in diesem Fall besteht die Möglichkeit, einen Telehub einzurichten. Dabei "kostet" das lediglich ein paar Prims – so viele man möchte – die als individuelle Landepunkte fungieren. Ideal ist es, diese Objekte kreisförmig um den Telehub zu platzieren, sodass Besucher gleichmäßig verteilt werden.

Sobald sich ein Avatar auf die Region teleportiert, erkennt das System automatisch, ob ein Telehub-Punkt bereits belegt ist, und wählt dann einen anderen freien Punkt aus, um den Avatar dort zu positionieren. Das funktioniert zuverlässig, erfordert keine Skripte und wirkt deutlich einladender als das starre Zusammenpferchen an einem fixen Punkt mit anschließender Vertreibung.

● AntiRez und der Mythos vom Schutz

Rezverbot – damit meine ich jetzt aber nicht die generellen Einstellungen einer Parzelle oder Region, sondern das Verbot, gekaufte Kleidung zu rezzen. Viele Verkäufer bedienen sich hierzu eines Scripts namens AntiRez. Dieses Script ist allerdings nichts weiter als ein Placebo, denn es schützt die Kleidung nicht vor sogenannten Copybots. Diese kopieren Objekte innerhalb von Sekunden direkt vom Avatar – ganz ohne, dass das Objekt überhaupt gerezzt werden muss.

Hinzu kommt: Dieses „Verbot“ lässt sich mit minimalem Kenntnissen problemlos umgehen. Schaltet man auf der betreffenden Parzelle oder Region einfach die Skriptausführung ab, kann das Objekt ohne Einschränkungen auf den Boden gerezzt werden – ganz ohne Risiko.

Am Ende trifft diese Maßnahme also nicht die Contentdiebe, sondern die ehrlichen Käufer, die das Produkt einfach nur nutzen möchten.

● Zeitlich begrenzte Demos – oder: Der Countdown zum Frust

Passend zum Thema Shopping möchte ich auch auf ein weiteres Ärgernis eingehen: zeitlich begrenzte Demos. Wer zum Teufel hatte eigentlich die glorreiche Idee, Demos nach ein paar Minuten automatisch zu entfernen? In vielen Fällen bleibt einem gerade mal ein Zeitfenster von fünf Minuten – völlig absurd. Steht man im Laden, sucht etwas im eigenen Inventar, um es passend zur Demo zu kombinieren, läuft einem die Zeit davon, bevor man überhaupt die Gelegenheit hatte, das Zusammenspiel zu betrachten. Das ist nicht nur frustrierend, sondern schlicht kundenunfreundlich.

Wenn ich selbst Mesh-Kleidung anbieten würde – und bei meinen eigenen Produkten handhabe ich es bereits so –, wären meine Demos Temp-Attachments. Das hat gleich mehrere Vorteile: Die Besucher können die Demos so lange tragen, wie sie möchten, solange sie sich in meiner Location aufhalten. Und als netter Nebeneffekt erzeugen sie dabei Traffic auf meiner Parzelle, was sich wiederum positiv auf die inworldbasierte Suche auswirkt – ein Aspekt, der gerade bei trafficorientierten Listings nicht zu unterschätzen ist.

● Fotografierverbote – unnötig restriktiv

Gerade bei den zeitlich begrenzten Demos höre ich immer wieder die gleiche fragwürdige Argumentation:

„Damit die Leute keine Fotos damit machen, ohne es zu kaufen.“

Ganz ehrlich? Kostenlose Werbung zu unterbinden, halte ich für absolut unsinnig. Sollen sie doch Fotos machen und sie auf Flickr oder ähnlichen Plattformen posten! Das ist kostenlose Reichweite – und dazu oft in viel besserer Qualität, als das, was man auf den meisten Vendoren sieht. In vielen Fällen sind es gerade diese Nutzerbilder, die andere zum Kauf anregen – nicht die Standardfotos im Shop. Solche künstlichen Einschränkungen schaden daher eher dem Verkauf, als dass sie ihn schützen.

Randbemerkung:

Übrigens habe ich auch schon Regionen gesehen, auf denen das Fotografieren untersagt ist. Die Begründungen dafür sind unterschiedlich – vom „Schutz geistigen Eigentums“ über das Vermeiden ungewollter Darstellungen, bis hin zu Datenschutzbedenken in sensibleren Themenbereichen. Gerade in Rollenspielumgebungen wird häufig mit dem Argument der Immersion gearbeitet. Ob das in der Praxis wirklich etwas bewirkt, sei dahingestellt – denn Screenshots lassen sich technisch ohnehin nicht verhindern.

Es gab auch schon Shops, die das Fotografieren untersagten, obwohl sie lediglich Animationen oder Posen verkaufen. Mir leuchtet absolut nicht ein, warum man nicht die Animation oder Pose mit dem eigenen Avatar auf dem Posestand fotografieren dürfen sollte. Schließlich sind es die eigenen Anpassungen, die man vorgenommen hat – der Avatar gehört dem Käufer, und das Fotografieren dient lediglich der visuellen Darstellung eines Produkts, das man ausprobiert hat. Es geht nicht um die Darstellung des Produkts des Shops selbst, sondern um die Anwendung der eigenen Auswahl und das Teilen dieser Erfahrung.

● Scriptlimits: Mythen und Fehlannahmen

Das folgende Thema trifft auch oft auf wenig Gegenliebe: Das Verbot, zu viele Scripte mit sich herumzutragen – manche gehen sogar so weit und entfernen dich automatisch, wenn du ein Script zu viel hast. Erst vor wenigen Tagen hatte ich mich mit jemandem über so ein Board unterhalten, welches die Anzahl der Scripte der jeweiligen Avatare anzeigt. Ich habe dann erklärt, dass diese Boards keinen Aufschluss über die generelle Performance liefern. Beispielsweise hatte meine Gesprächspartnerin 140 Scripte mit einer Script Time von rund 0.060ms, während ich mit 65 Scripten eine Script Time von 0.159ms hatte. Ich habe ihr gesagt, dass ich mit meinen wenigen Scripten die Region mehr belaste als sie mit mehr als doppelt so vielen, und trotzdem wertet das Board sie schlechter als mich. Mein Fazit ist: Diese Boards sind selbst reine Lagschleudern und dienen lediglich dazu, Besucher zu gängeln. Denn es kommt nicht auf die Anzahl Scripte an, sondern darauf was Scripte machen. Wenn man eine Location betreibt und mit dem eigenen Content darauf achtet, möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen, muss man Besucher nicht wegen eines Scriptes zu viel belästigen.

Im Übrigen belastet es eine Region deutlich, wenn man Avatare, die gerade gelandet sind, gleich wieder wegteleportiert. Das sorgt nicht nur für unnötige Performance-Probleme, sondern führt auch zu Unmut bei den Besuchern, die durch solche Maßnahmen unnötig gestört werden. Es macht mehr Sinn, den Avataren eine angemessene Zeit zum Ankommen und für die Eingewöhnung in der Region zu lassen, anstatt sie sofort wieder zu teleportieren.

Ganz besonders sinnlos finde ich es, wenn man die Scripte auf einer Parzelle einschränkt oder die Ausführung sogar gänzlich abstellt. Das verbessert die Performance einer Region überhaupt nicht, denn die CPU ist für die gesamte Region zuständig. Das Abschalten von Scripten auf einer einzelnen Parzelle hat keinerlei Einfluss auf die Performance der Region insgesamt, da die Rechenleistung immer noch zentral für die gesamte Umgebung aufgebracht werden muss. Stattdessen sollte der Fokus auf einer optimierten Nutzung der Ressourcen liegen, sowohl für Content als auch für Scripte.

Randbemerkung:

Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um mit Ammenmärchen aufzuräumen.

Einer der größten Irrglauben: „Weniger Scripte = weniger LAG.“

Das ist falsch.

Auch bei überlasteten Regionen funktioniert die Bewegung oft flüssig – lediglich gescriptete Funktionen wie Menüs reagieren langsamer. Der eigentliche LAG hat andere Ursachen: veraltete Objekte, schlechte Texturkompression, ineffizienter Content, falche Viewer-Einstelllung. Wer den Scripten der Besucher die Schuld gibt, hat schlicht keine Ahnung.

Es gibt noch viele weitere fragwürdige Regeln in Second Life – doch hier mache ich einen Cut. Denn letztlich geht es nicht darum, Vorschriften zu verdammen, sondern um Augenmaß. Wer eine Region betreibt, sollte seine Regeln regelmäßig hinterfragen: Erleichtern sie den Besuch? Oder vergraulen sie Gäste? Nur durch den Austausch untereinander – und durch kritisches Hinterfragen – lassen sich Mythen aufklären und das virtuelle Leben wirklich verbessern.

In diesem Sinne, Viel Spaß in Second Life, eure Dae

Hinweis von Daemonika: Rechtschreibung mit ChatGPT optimiert

Kommentare

  1. Den ersten Teil der Ärgernisse unterschreibe ich komplett und das mit den Scripten finde ich eine sehr interessante Info. Danke dafür! <3

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