INTERVIEW MIT EBBE ALTBERG IN DER IRISH TIMES
Ciaran
Laval hat gestern in seinem Blog über ein Interview von Ebbe Altberg mit der Irish Times geschrieben.
Es
wird zwar vieles wiederholt, was schon bekannt ist, aber Ebbe gibt
auch ein paar neue Informationen. Dadurch ergibt sich insgesamt
wieder ein leicht geändertes Gesamtbild von dem, was Sansar ist
(oder mal werden soll).
Das
Interview mit Ebbe, wurde ebenfalls am 13. April veröffentlicht.
Autorin Marie Boran spricht am Anfang vom "Dinosaurier"
Second Life und den bizarren Aktionen seiner Bewohner, wie zuletzt
die Auseinandersetzung zwischen Donald Trump und Bernie Sanders
Anhängern. Dass solche Aktionen auch zuhauf im RL abgelaufen sind,
scheint dabei keine Rolle zu spielen.
Dann
werden wieder bekannte Daten genannt, wie die 60 Millionen US-Dollar,
die Second Life Bewohner im letzten Jahr durch virtuelles Business
verdient haben, oder dass SL auch im Weiterbildungsbereich noch immer
stark genutzt wird.
Danach
berichtet die Autorin, dass sie mit ihrem alten Avatar, den sie seit
2010 nicht mehr genutzt hatte, vor ein paar Tagen in Second Life
eingeloggt hat. Sie schreibt, ihr Avatar war unsichtbar und niemand
hätte verstanden, was sie gesagt habe. Also loggte sie wieder aus.
Ihre Schlussfolgerung aus dem Erlebnis ist, dass Linden Lab nun
Sansar entwickelt, weil Second Life zu schwierig für ungeübte
Nutzer sei.
Darauf
sagt Ebbe, dass Sansar Second Life nicht ersetzen soll, sondern als
zweites Produkt von Linden Lab betrieben wird. Second Life bezeichnet
Ebbe als gesundes Produkt, das weiter verbessert und entwickelt wird
und noch lange weiterlaufen soll.
Sansar
soll ein neues, anderes Publikum anziehen, das mit Second Life nicht
viel anfangen könne. Das Neue an Sansar ist das immersive Erlebnis
in Verbindung mit einer VR-Brille. Damit könnte man sowohl die
Umgebungen erkunden als auch eigene 3D-Objekte und -Gebäude
erstellen. Es soll ein wenig so werden wie Minecraft, aber mit einer
realistischeren Umgebung. Mit einem normalen PC kann man ebenfalls in
Sansar einloggen, aber man hätte dann eben nur ein 2D-Erlebnis.
Als
großen Unterschied von Sansar zu Second Life, sieht Ebbe die
Skalierbarkeit von Sansar. Er sagt, dass LL untersucht hätte, warum
Second Life nicht von ehemals einer Million Nutzer auf fünf oder
zehn Millionen gewachsen sei. Mit den Erkenntnissen habe man nun in
Sansar mehrere der Elemente beseitigt, die Second Life an einem
Wachstum gehindert haben. Als Beispiele nennt er das Navigieren mit
dem Avatar und das Finden von Angeboten, die das eigene Interesse
ansprechen. Second Life habe zwar sehr viele Möglichkeiten, aber
diese sind alle verborgen vor der Außenwelt und selbst wenn man
eingeloggt hat, würde man vieles nur schwer finden.
Sansar
wird eher als Plattform entwickelt und weniger als eine in sich
geschlossene, virtuelle Welt. Jeder Ersteller kann ein sogenanntes
"Erlebnis" gestalten, das dann individuell von anderen
Oculus Rift und HTC Vive Nutzern besucht werden kann. Allerdings sind
die VR-Brillen aktuell noch sehr teuer und der vorhandene
Nischenmarkt sei zur Zeit nur von eifrigen Spielern besetzt. Linden
Lab ist der Ansicht, dass Sansar diesen Markt öffnen wird und eine
große Anzahl von VR-Content sowohl erstellt als auch genutzt werde.
Heute
bräuchte man zum Erstellen einer VR-Umgebung (zum Beispiel ein
virtueller Konferenzraum oder einen kommerziellen Ausstellungsraum)
noch eine spezielle Gaming Engine und ein Team von Entwicklern. Mit
Sansar soll das jeder Content-Ersteller selbst bewerkstelligen
können.
Auch
das Simulator-Instancing wird im Artikel angesprochen. Auf einer
SL-Region ist bei 70 bis 80 Avataren Schluss, bevor der Lag
unerträglich wird. Auf Sansar sollen einmal mehrere Tausend Avatare
den gleichen Event besuchen können, allerdings eben auf
unterschiedlichen Instanzen (Servern). Avatare auf einer Instanz,
können die Avatare auf den anderen Instanzen nicht sehen. Die
Objekte dagegen, sind für alle Avatae sichtbar.
Dann
kommt eine Aussage, die mal wieder typisch Linden Lab ist. Im Artikel
der Irish Times sagt Ebbe, dass Sansar im Sommer 2017 in die offene
Alpha geht, in der dann jeder mit einer VR-Brille einloggen kann.
Noch Anfang März 2017, hatte Ebbe in anderen Interviews gesagt, dass
Sansar im Frühling 2017 in die offene Beta geht, bei der dann jeder
einloggen kann (auch ohne eine VR-Brille). Also nun Sommer statt
Frühling, Alpha statt Beta und nur VR-Brillen-Nutzer statt alle.
Solche größeren Planänderungen lassen Linden Lab nicht unbedingt
vertrauenswürdiger erscheinen. Schon gar nicht bei Nicht-Second Life
Nutzern.
Weiter
wird geschrieben, dass sich bisher über 12.000 Leute für das
Creator Preview von Sansar angemeldet haben und dass sie damit
beschäftigt sind, Inhalte für die Plattform zu erstellen. Laut Ebbe
sollen darunter auch einige große Firmen sein, die daran
interessiert sind, ein Sansar-Erlebnis zu gestalten.
Was
das Geschäftsmodell von Linden Lab für Sansar angeht, gibt es immer
noch keine klaren Aussagen. "Sehr wahrscheinlich" will man
bei allen Verkäufen von virtuellen Inhalten eine Provision oder eine
Transaktionsgebühr einbeziehen. Und es wird auch eine monatliche
Grundgebühr für das Betreiben eines Simulators geben. Bezogen auf
Second Life sagt Ebbe, dass Linden Lab der Ansicht sei, dass dieses
Modell zu teuer ist. Auf der anderen Seite würden die SL-Bewohner
viel Geld durch ihr Business verdienen, ohne dass Linden Lab davon
etwas hätte.
Am
Ende des Artikels geht es um John Mahon, den Betreiber des virtuellen
Dublin in Second Life. Diese Region ist auch sicher der Hauptgrund,
warum in der Irish Times überhaupt ein Artikel über Second Life und
Sansar erschienen ist. John interessiert sich für Sansar und ist
nach einem Treffen mit Philip Rosedale (wieso eigentlich der?) zu
einem Gespräch bei Linden Lab eingeladen worden, um die
Möglichkeiten von Sansar zu diskutieren. Das würde aber nicht
bedeuten, dass John die Region in SL aufgeben möchte. Er sagt, dass
viele SL-Nutzer wohl nicht zu Sansar wechseln werden, da man dann
sein komplettes Inventar in SL zurücklassen müsste. Außerdem wären
eben die VR-Brillen aktuell noch sehr teuer.
Der
letzte Satz kommt dann wieder von Ebbe, der sagt, dass man bei Sansar
nicht an eine geografische Welt denken sollte, sondern an Reiseziele
und Erlebnisse. In Bezug auf das virtuelle Dublin in SL führt er
auf, dass man in Sansar nicht nur diesen Ort, sondern auch Joyce’s
Dublin, ein mittelalterliches Dublin, das "wahre" Dublin,
oder ein besseres Dublin besichtigen könne.
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